Im Jahr 2012 hat die Stadt Graz, Abteilung für Verkehrsplanung, ein finanzielles Unterstützungsmodell eingeführt, um KMUs zu ermutigen, verschiedene Maßnahmen zum Betrieblichen Mobilitätsmanagement umzusetzen. Dazu wurde der Wettbewerb "Mobilitätsmanagement für Betriebe" organisiert, bei dem für die besten fünf Vorschläge Preisgeld als Zuschuss für die Umsetzung der vorgeschlagenen Mobilitätsmanagementmaßnahmen ausgeschüttet wurde.
Bei Teilnahme am Wettbewerb mussten die Betriebe drei verschiedenen Levels folgen. Innerhalb des ersten Levels erhielten die Betriebe eine Beratung, in der Mobilitätsmanagementmaßnahmen im Bereich des Öffentlichen Verkehrs, des Radfahrens und des Parkraummanagements vorgestellt wurden. Speziell entwickelte Richtlinien und Fallstudien ermöglichten eine fundierte Beratung. Als Ergebnis wurde ein Überblick über die potenziell durchzuführenden Maßnahmen für jeden Betrieb erstellt.
Das zweite Level betraf die Einreichung eines Förderansuchens an die Stadt Graz. Betriebe konnten entweder ein Gesamtkonzept einreichen, das alle Mobilitätsmanagementbereiche abdeckt (ÖV, Radfahren, Parkraummanagement), oder ein Einzelansuchen, das auf einen einzelnen Mobilitätsmanagementbereich fokussiert. Gezielte Vorschläge zu Informations- und Motivationsmaßnahmen rundeten das Förderansuchen ab.
Den Abschluss bildete das dritte Level: die Prämierung der fünf besten Förderansuchen. Betriebe erhielten ein Preisgeld, um die vorgeschlagenen Mobilitätsmanagementmaßnahmen innerhalb eines Kalenderjahres umsetzen zu können. Der erste Preis waren 10.000 Euro. 2014 wurden 860 Betriebe eingeladen, sich am Wettbewerb zu beteiligen. 23 von ihnen erhielten eine Beratung und 16 reichten ein Förderansuchen ein.
Haberkorn GmbH reichte ein Gesamtkonzept mit speziellem Fokus auf das Radfahren ein, mit dem er den zweiten Platz bzw. 7.000 Euro gewann. Das Unternehmen hat 16 Standorte in Österreich, Osteuropa und der Schweiz mit ingesamt 1.100 MitarbeiterInnen. In Graz liegt Haberkorn am Stadtrand und beschäftigt 30 MitarbeiterInnen.
Ergebnisse
Ein Ausgangspunkt für die Einführung von Mobilitätsmanagementmaßnahmen bei der Haberkorn GmbH war, den sehr hohen Prozentsatz der Kfz-Nutzung bei den MitarbeiterInnen auf dem Weg zur Arbeit zu reduzieren. Um die Bedingungen für Radfahremde zu verbessern, hat das Unternehmen 12 Maßnahmen durchgeführt. Zu den infrastrukturellen Maßnahmen gehörten die Bereitstellung von Fahrradständern, eine Fahrrad-Servicebox, Umkleideräume, Schließfächer und Dienstfahrräder sowie Motivations- bzw. Sensibilisierungsmaßnahmen (wie z.B. ein Testtag für Spezialfahrräder wie Lastenräder, Preise für den/die "RadfahrerIn" des Monats, ein gesundes Frühstück für Radfahrende, die Förderung der Teilnahme an Radelt-zur-Arbeit-Kampagnen, etc.).
Im Jahr 2014 wurden die meisten der vorgeschlagenen Mobilitätsmanagementmaßnahmen erfolgreich umgesetzt. Die Haberkorn GmbH ist zuversichtlich, dass sie in den nächsten Jahren eine Verringerung des Pkw-Anteils auf dem Arbeitsweg erreichen wird. Das Unternehmen nutzte das Preisgeld, um mehrere Aktionen umzusetzen. Darüber hinaus hat das Unternehmen auf lokaler und nationaler Ebene zusätzliche Fördermittel für infrastrukturelle Fahrradmaßnahmen (Installation von hochwertigen Fahrradabstellanlagen und Kauf von Diensträdern für die MitarbeiterInnen) lukriert.
Um sicherzustellen, dass Mobilitätsmanagement langfristig ein wichtiges Thema für die MitarbeiterInnen bleibt, implementiert Haberkorn GmbH einige Maßnahmen jede Woche oder mindestens einmal im Monat. Ein gutes Beispiel dafür ist das "gesunde Frühstück für RadfahrerInnen", das jeden Freitagmorgen von Mai bis September angeboten wird. Um das Radfahren in allen anderen Tochtergesellschaften in Österreich ebenfalls zu bewerben, startete Haberkorn einen eigenen Radelt-zur-Arbeit-Wettbewerb. Alle MitarbeiterInnen, die zwischen Mai und September ihr Rad auf dem Arbeitsweg benutzten, wurden gezählt, und die Tochtergesellschaft mit dem höchsten Anteil an Radfahrenden erhielt einen Preis.